Welchen Stellenwert nehmen Sonderlösungen ein?
G. Fornasiere: Sonderlösungen machen einen großen Anteil unseres Kundenbedarfs aus. Wir sind in der Lage, Hydraulik-Gelenkköpfe mit Gelenklagern sowohl zu demontieren als auch zu montieren. Das ist ein willkommenes Angebot für unsere Kunden.
Somit können verschiedene Durchmesser oder Gleitpaarungen von Gelenklagern realisiert werden.
Wir können in diesem Bereich sowohl große als auch kleine Bedarfsmengen zeitnah realisieren, denn wir haben das nötige Werkzeug und noch viel wichtiger die Erfahrung. Auf den folgenden Seiten des Magazins erläutern wir zwei ganz konkrete Fallbeispiele.
Hinzu kommt, dass wir als Teil der LFD-Gruppe Zugriff auf die modernen Laboreinrichtungen am Standort Dortmund haben. Diese nutzen wir für unsere Sonderlösungen und für die Entwicklungen unserer Gelenklager und Gelenkköpfe. Dort haben wir außerdem ein Benchmarking durchgeführt.
Was ist für Sie als Ergebnis des Vergleichs heraus gekommen?
G. Fornasiere: Unsere Gelenkköpfe der Maßreihe K haben im Vergleich mit fünf Wettbewerbsprodukten die höchsten Tragzahlen erzielt. Aber auch was die Qualität und Verarbeitung angeht liegen wir im Ergebnis im oberen Segment. Die Gelenkköpfe, an denen das Benchmarking durchgeführt wurde sind gemäß der DIN 12240-4 gefertigt, jedoch gibt es einige Parameter bei denen wir besser abgeschnitten haben als der Wettbewerb.
Genauere Infos hierzu finden Sie in einem weiteren Beitrag zum Thema Gelenklagertechnik.
Zwei Beispiele, wie die LFD-Gelenklagertechnik sich konkret mit individuellen Sonderlösungen den Anwendungen der Kunden auch bei kleineren Stückzahlen anpassen kann und den Umbau am Standort Dortmund vornimmt.
Erst vor kurzem fragte ein Kunde nach einem Hydraulikgelenkkopf mit Klemmschrauben am Gewinde, um den Kopf auf einer Gewindestange zu befestigen und zu stabilisieren. Dieser Gelenkkopf steht in unserem Produktprogramm unter GIHR-K 50 DO und wie es die Bezeichnung schon angibt, handelt es sich um einen Hydraulik-Gelenkkopf mit Klemmschrauben, worauf das -K in unserem Vorzeichen hinweist. Standardmäßig ist dort ein wartungspflichtiges Gelenklager mit unserer Bezeichnung GE 50 DO eingebaut. Das lässt sich an dem Nachsetzzeichen DO erkennen.
Wie sich die Bezeichnungen zusammensetzen, können Sie unserem Katalog auf Seite 10 entnehmen, den wir online unter www.gelenklagertechnik.de anbieten. Unserem Kunden war jedoch eine regelmäßige Wartung zu aufwendig, da die Maschine für die Nachschmierung immer wieder gestoppt werden müsste und eine Fettpresse eingebaut hätte werden müssen. Deshalb war es notwendig in den Standard- Korpus statt eines wartungspflichtigen GE 50 DO ein GE 50 UK2RS einzuarbeiten.
Die wartungsfreie und mit einer 2RS Dichtung versehene Variante wählte er, da diese den Wartungsaufwand immens reduzierte und die 2RS Dichtung das Lager zusätzlich vor Schmutzpartikeln schützt. Bei einem wartungspflichtigen Lager werden alle Schmutzpartikel durch Nachpressen von Fett aus dem Lager gedrückt. Zu guter Letzt wurde der Schmiernippel aus dem Gehäuse gedreht und das Schmierloch, in welchem sich ein kleines Gewinde befindet, um den Schmiernippel zu befestigen, mit einem Gewindestift verschlossen.
Ein anderer Fall, der verdeutlicht, dass Sonderlösungen heute kaum noch wegzudenken sind, sind unsere Anschweißköpfe GF 50 DO. Diese werden im Gegensatz zu unserem ersten Fall nicht auf die Kolbenstange aufgeschraubt, sondern angeschweißt.
Der Korpus des GF 50 DO besteht aus 52.3 Stahl. Dies ist ein Stahl, welcher von Schweißern bevorzugt wird. Der Korpus ist an der Unterseite abgeflacht, um den Anschweißkopf in eine gerade Position für den Schweißvorgang zu bringen. Gerade deswegen führen wir hier intensive Warenein- und Ausgangskontrollen durch, um zu gewährleisten, dass diese Flächen im Winkel und absolut gerade sind. Würden wir dieses nicht tun, würde der Gelenkkopf beim späteren Verschweißen schief auf der Kolbenstange sitzen und das könnte dazu führen, dass die Konstruktion nicht passt.
Unser Kunde wollte den Anschweißkopf nun mit einem wartungsfreien Lager versehen, welches höhere Traglasten aufnehmen kann. Nach einem ausführlichen Gespräch mit dem Kunden und Aufnahme des Pflichtenheftes, haben wir gemeinsam mit ihm entschieden, dass die Anfertigung eines GF 50 FW die beste Lösung ist. Jedoch ist bei diesem Konstrukt folgendes zu beachten: Der jeweilige Gelenkkopf/Korpus muss immer eine Nummer größer dimensioniert sein, als die Bohrung des Lagers. Dies bedeutet, dass bei einem GF 60 DO das GE 60 DO ausgepresst werden muss, um ein GE 50 FW einpressen zu können.
Der Grund dafür ist, dass die äußeren Abmessungen des GE 50 FW größer sind. Wir unterscheiden bei den wartungsfreien Gelenklagern zwei verschiedene Gleitpaarungen. Zum einen mit PTFE-Verbundwerkstoff und zum anderen mit PTFE-Folie. Beim PTFE-Verbundwerkstoff besteht die Gleitfläche aus einem Compound, welches aus dem Trägermaterial und einer Teflonbeschichtung besteht.
Diese Gleitpaarung erlaubt im Bedarfsfall auch eine Nachschmiermöglichkeit mit Fett. Bei der PTFE-Folie handelt es sich um eine Folie, bestehend aus PTFE-Gewebe, welche innen auf die Lauffläche des Außenringes geklebt wird. Diese Gleitpaarung erlaubt keinerlei Schmierung, da die Fette die Folie angreifen und beschädigen können. Bezogen auf unseren Fall war es auch wichtig zu beachten, dass je nachdem welches Schweißverfahren angewendet wird, große Hitze entstehen kann, welche die Gleitfläche beschädigen kann.
Sofern die Hitzeentwicklung eine Rolle spielt, würden wir in solchen Fällen unseren Kunden den Korpus und das Gelenklager sowie die entsprechenden Seegeringe separat zusenden. Somit kann der Kunde nach dem Schweißvorgang, direkt vor Ort und ohne großen Aufwand das Lager in den Korpus einsetzen und mit den Seegeringen verschließen. In unserem aktuellen Fall konnten wir jedoch den Anschweißkopf direkt entsprechend konstruieren und zum Kunden schicken.
Es gibt viele solcher individueller Anforderungen. Immerhin umfasst unser bisheriges Portfolio im Bereich der Sonderlösungen mehr als 60 verschiedene Baureihen bis zu Innendurchmessern von 90 mm. Um unseren Kunden hier eine bessere Übersicht zu geben, halten wir in unserem Katalog eine „Kombinationsliste“ (Abb. auf der linken Seite zu sehen) bereit, die erläutert, welches Lager in welchen Kopf eingesetzt werden kann.
Sie sehen, dass Sonderlösungen immer sehr individuell und kundenspezifisch sein können. Unsere Kunden vertrauen hier auf unser Know-how und planen mit uns zusammen. Und gerade diese Flexibilität und dieses Fachwissen verschafft uns einen Vorteil gegenüber dem Wettbewerb.